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Archiv für Februar, 2012

Liebe Bürgernn und Bürger

25. Februar 2012 3 Kommentare

„Die Wählernn und Wähler haben entschieden, die Freude bei den Mitgliedernn und Mitglieder unserer Partei ist groß, wir haben einen großartigen Sieg errungen, den auch die Politikernn und Politiker der anderen Parteien anerkennen müssen.“

Das ist nicht nur lächerlich und geradezu zwanghaft politisch korrekt, sondern sprachliche Separation zwischen den Geschlechtern und daher sicher ungewollter Sexismus, der mir da aus den Medien entgegenklingt. Das weibliche „Die“ für die Mehrzahl und das maskuline Plural (Wähler, Bürger, Mitglieder, Politiker, Studenten), also das generische Maskulinum sollten zusammen doch eigentlich für genügend ausgleichende Gerechtigkeit sorgen.

Weil ich den 1991 veröffentlichten Artikel „Die neue Frauensprache – Über die ’sprachliche Apartheid der Geschlechter'“ von Dagmar Lorenz nicht mehr im Netz finde, hier daraus ein Zitat, das ich erst nach längerem Suchen gefunden habe:

Ist die feministische Sprachmode wirklich so korrekt, wie es uns die Korrekten (fast) aller Medien glauben machen wollen? Wäre es nicht sogar möglich, dass der Furor unserer SprachverbesserInnen schlicht auf einem Irrtum beruht?
Ausgehend von der Prämisse, dass das ‚Genus’ (also das ‚grammatische Geschlecht’) mit dem ‚Sexus’ (dem ‚natür-lichen Geschlecht’) gleichzusetzen sei, sprechen sie dem ‚generischen Maskulinum’ jede objektivierende Funktion ab. Folgt man den Thesen der feministischen Sprachwissenschaftlerinnen Luise F. Pusch und Senta Trömel-Plötz, so folgt aus der Tatsache, dass allein die ‚maskulinen’ Formen geschlechtsübergreifend verwendbar sind, der ‚sexistische’ Charakter dieser Formen und mithin der ‚frauenfeindliche’ Charakter der deutschen Sprache überhaupt. Die vermeintliche Notwendigkeit einer ‚Feminisierung’ der deutschen Sprache wird mit scheinwissenschaftlicher Rhetorik behauptet. So plädiert Luise F. Pusch für den Ersatz der ‚Maskulina’ durch ‚Feminina’, indem sie ein herbeiphantasiertes ‚Strukturgesetz’ bemüht, wonach ‚das schöne lange Femininum’ eine ‚Grundform’ sei, ‚das kurze, quasi abgehackte Maskulinum’ dagegen eine ‚Schwundform’ darstelle. Auch biologistische Begründungen müssen für diese These herhalten. Der Mann, so Luise Pusch, sei als das sekundäre Geschlecht, also eine Abweichung des weiblichen Bauplans zu betrachten und verdiene daher eine sprachliche Benachteiligung. Die wahren Beweggründe für die geplante ‚Feminisierung’ der Sprache indes spiegelt das sogenannte ‚Gerechtigkeits-Argument’ wider. Die Sprache, so die Autorin, solle dazu beitragen, eine Art von ‚kompensatorischer Gerechtigkeit’ zu befördern: ‚Es besteht kein Zweifel daran, dass die Frau sprachlich (natürlich auch in jeder anderen Hinsicht) extrem benachteiligt ist. Was ihr zusteht und was sie braucht, ist nicht Gleich- sondern Besserbehandlung, kompensatorische Gerechtigkeit, (…). Es wird ihm (erg.: ‚dem Mann’) gut tun, es im eigenen Gemüt zu erleben, wie es sich anfühlt, mitgemeint zu sein, sprachlich dem anderen Geschlecht zugezählt zu werden, diesen ständigen Identitätsverlust hinzunehmen’. Dieses Zitat drückt es klar und deutlich aus: die von Pusch anvisierte ‚Feminisierung’ der Sprache beruht allein auf der Absicht, Rache am männlichen Geschlecht zu üben. Aber: sollen wir deshalb fortan das Schreiben und Sprechen als Racheakte betreiben?

Eine Wissenschaftlerin, die ihr Publikum mit der Frage konfrontiert: Wie können wir aus Männersprachen humane Sprachen machen? muss sich den Vorwurf der Geschlechterdiskriminierung gefallen lassen!

Leider ist das das einzige Fragment dieses Artikels, das ich öffentlich im Netz gefunden habe. An allen Stellen, auf die Links zeigen, ist er entfernt. Warum nur?

Auf alle Fälle war dieser Artikel die Antwort einer um die deutsche Sprache besorgten Frau auf die radikalen feministischen Forderungen nach Änderung unserer Sprache. Man (?) erinnere sich: BinnenI und Verwendung von frau statt man …

Viele Diskussionen und Jahre später ist uns also eine „korrekte“ Politikeransprache, wie oben in der Einleitung gezeigt, geblieben. Umständlich. Krampfig. Lächerlich.

Ich für mich bleibe dabei, „die Professoren“ zu schreiben und „die Anwender“, wenn ich alle meine, Mann oder Frau. Würde ich nur die männlichen Professoren meinen, dann kann ich das ja explizit ausdrücken, also „die Herren Professoren“ ansprechen. Und wenn es alleine die Frauen unter ihnen bezeichnen soll, „die Professorinnen“, „die Anwenderinnen“. Die neue universitäre Gendersprachschleife, „Studenten“ zu „Studierende“ zu machen, empfinde ich ebenso aufgesetzt wie „Studentinnen und Studenten“. Dazu zum Abschluss ein hübsches Zitat von Max Goldt:

Wie lächerlich der Begriff Studierende ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende. Oder nach einem Massaker an einer Universität: Die Bevölkerung beweint die sterbenden Studierenden. Niemand kann gleichzeitig sterben und studieren.

PDO vs Propel

21. Februar 2012 Keine Kommentare

Ok, das ist jetzt was für PHP Programmierer:

Das selbe Stück Code mit zwei Datenbankabfragen, einmal mit PDO, beim zweiten erfolgt eine der beiden DB-Abfrage über Propel. Da soll mir noch mal jemand erzählen, OO zusammen mit ORM – intelligent eingesetzt – führen nicht zu Spaghetticode. Aber lassen wir die Bilder sprechen, zuerst PDO:

PDO Callgraph

Und jetzt kommt Propel:

Propel Callgraph

Gut, ich habe mir jetzt ein paar Tage lang angesehen, welche Art des Datenbankzugriffs ich für die Refakturierung einer datenbankgestützten Webseite nehmen soll und ob ich nicht doch ein ORM nehmen soll. Die Bilder über den Programmfluss (und die Geschwindigkeit des Codes, er läuft mit Propel fast drei mal so lange) entscheiden: Nein, kein ORM. ORM ist von hinten durch die Brust ins Auge.

Diese hübschen und sehr aussagefähigen Grafiken malt xhprof. Dieser Profiler wurde von Facebook entwickelt und ist nun Teil von PHP. Auf Facebook muss ich jetzt aber nicht verlinken, oder?

Interessant dazu: Rasmus Lerdorf, der Erfinder von PHP, beklagt sich in seinem Blog über bloated Frameworks:

Many frameworks may look very appealing at first glance because they seem to reduce web application development to a couple of trivial steps leading to some code generation and often automatic schema detection, but these same shortcuts are likely to be your bottlenecks as well since they achieve this simplicity by sacrifizing flexibility and performance. Nothing is going to build your application for you, no matter what it promises.

Kommentieren bei der Zeit ist für die Katz

11. Februar 2012 Keine Kommentare

Gerade habe ich eine Mail an community@zeit.de gesendet und darum gebeten, dass die dort mein Profil und meine Daten löschen. Grund war für mich, dass nun das zweite Mal in etwa zweieinhalb Jahren ein Kommentar von mir gelöscht wurde. Zwei von ca. 40 ist eigentlich recht wenig, da kommen andere mit kontroverseren Meinungen sicher auf mehr. Ich habe es mir jetzt auch ein paar Wochen überlegt, ob ich mich nicht doch noch bei der Zeit kommentierend beteiligen sollte. Immerhin gibt es dort nicht nur sehr interessante Themen sondern auch eine recht intelligente Leserschaft.

„Entfernt. Bitte beteiligen Sie sich nur, wenn Sie einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion leisten möchten. Danke, die Redaktion“

Eigentlich ging es ja nur um einen Witz, zugegeben einen von der schlechteren Sorte. Die Zeit lobhudelte im Artikel „Hier ist die Welt noch verwinkelt“ in höchsten Tönen einem Ort den ich auch liebe: Kallmünz. Und ich konnte mir einfach nicht verkneifen, dies zu schreiben:

Und: Bingo! Ein paar Stunden später war mein ironisches, sarkastisches kleines Witzchen weg.

Es ist natürlich vollkommen ok, dass da eine Zeitung ihr Hausrecht ausübt und nur genehme, fürs Thema förderliche Meinungen zulässt. Nur: mir ist das zu oberlehrerhaft, ich bin zu lange aus der Schule raus, als dass ich mir noch so das Maul verbieten lasse. Da lobe ich mir den Heise Verlag. Da wird zensiert bei Mordaufruf und wenn es anderweitig offensichtlich stafrechtlich relevante Äußerungen gibt. Aber sonst kann man da sagen, was man will.

Bei Heise bewertet nämlich nicht ein humorloser, pikierter Preusse, sondern die Leserschaft, und die vergibt Grün und Rot, um die Qualität des jeweiligen Beitrages zu beurteilen. Vielleicht hätte ich da etwas Rot bekommen für mein Witzchen.

Seis drum, mir ist meine Zeit zu schade, mich dem Diktat dort zu unterwerfen. Adios, Zeit.